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Lernen auf Indianisch

Als ich auf dem Künstlercampus in Banff, Canada war, tagten dort nordamerikanische Ureinwohner, um miteinander ihre Stammestraditionen auszutauschen.
Ich kam mit einer Indianerin, die als Leiterin fungierte, ins Gespräch und freute mich über die Gelegenheit, ihr Wissen anzapfen zu können.
Ich fragte sie, wie wir Menschen am besten lernen.

 

Ihre Antwort weiß ich heute noch. Sie sagte:
Wir lernen nur, was wir verstehen.
Wir verstehen nur, was Teil unserer Welt ist.
Wir lernen durch handeln.

Ihre klugen Sätze geben das Gegenrezept für zwei klassische Fehler, die Lehrer und Erzieher machen:

 

1.) Bevor wir den Mund aufmachen überlegen wir, was Teil der Welt unseres Gegenübers ist.

Ich erinnere mich an meine eigene Schulzeit (ich hab die Schule gehaßt, es war eine Folter, dort hingehen zu müssen, dieses ewige Rumgesitze…). Meistens saß ich da und dachte: Das hat gar nix mit mir zu tun. Und als Konsequenz weigerte sich mein Gehirn, diese Inhalte zu behalten.

Wir lernten beispielsweise über <den demographischen Wandel in Dritte Welt Ländern>. Wie wärs damit, zuerst zu lernen, was in Österreich so passiert?

Es ist wunderbar, wenn man die Kapazität eines Weltbürgers entfaltet, anstatt daß man ein kleiner Patriot bleibt. Das verstehe ich! Aber warum von dort drüben lernen, wenn wir nicht erforscht haben, was vor unserer Nase passiert?

Weisheit Nummer eins: Schaue durch die Augen des anderen und beobachte, was diese Augen zum Glänzen bringen und lebendig machen.
Echtes Interesse impliziert lernen. Keine Anstrengung nötig.

 

2.) Selten prägt sich ein, was wir hören. Wir erinnen uns an das, was uns ins Tun bringt.

Willst Du etwas vermitteln, gib Inspiration. Reden ist nicht genug.
Text ist langweilig, er berührt nur unsere Ohren.
Handeln ist spannend, es berührt den ganzen Menschen.

Lernen ist mehr als etwas konzeptionell im Kopf zu verstehen.
Echtes Lernen ist praktisch, eine Folge des Tuns. Es entsteht durch Erfahrung.
Erfahrung gibt uns nicht nur Wissen, sie bildet unseren Charakter.

Weisheit zwei: Erlebnisse bleiben in Erinnerung. Diese entstehen durch fühlen, tun, sehen, wittern, hören, schmecken, sie entstehen, wo wir in etwas eintauchen.
Menschen sind mehr als ein Kopf.

Ich hab herausgefunden, daß Inspiration geben besser als jede versuchte Belehrung ist.
Und interessanter als die Infrastruktur in Indien ;o)

 

Mögest Du einen hellen November mit liebevollen Menschen haben, egal wie verrückt die Welt da draußen ist,
herzlichst,
Anselma

 

P.s. In Zeiten der forcierten Distanzierung brauchen wir Menschen einander mehr denn je. Für die Weihnachtszeit habe ich ein Heft mit leichten Besinnlichen Trios zusammengestellt, die das Beieinandersein noch schöner machen.

 

P.p.s. Es ist uns eine Freude und Ehre, eine meisterliche Einspielung von den Three Preludes anzukündigen. Verrückt virtuos aber schwer cool von Nikolaus Maler.

 

 

 

 

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