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Fagott lernen – 20 Fragen an Anselma Veit

Das renommierte Musikhaus Stretta kontaktierte mich, ob ich zum Thema Fagott lernen ein paar Fragen beantworten würde. Ja, sehr gern! Was für eine Freude und Ehre für mich!!
Ich freue mich sehr, für dieses engagierte Musikhaus Botschafterin sein zu dürfen und Interessierte in Richtung Fagott zu manipulieren ;oD

Hier einige der Fragen und meine gekürzten Antworten rund ums Thema Fagott spielen. Bitte lies das ganze Interview im Stretta Journal HIER und besuche ihre lohnende Website.
Ich hoffe, diese kleinen Fragen machen Dir genauso viel Freude beim Lesen, wie sie mir beim Antworten gemacht haben :o)

Herzlichst,
Anselma

Was ist das perfekte Einstiegsalter?
JEDES Alter optimal, weil das Fagott einfach so ein tolles und vielfältiges Instrument ist!
Genau für unterschiedliche Einstiegsalter gibt es heute verschiedene Fagottgrößen, die Instrumentenbauer mit viel Liebe und Geschick aus den vorhandenen Renaissance-Vorläufern entwickelt haben.
Selber habe ich immer gern mit Kindern ab vier Jahren am Oktavfagott angefangen. Dieses Fagott ist winzig und hat die Griffweite einer Altflöte. Ab fünf Jahren klappt der Einstieg dann schon wunderbar mit einem Quintfagott, ab ca. neun Jahren spielen Kinder bereits am gewöhnlichen großen Fagott.
Aber selbst mit 80 Jahren zu starten, ist eine großartige Idee! Dann, wenn einen der Affe laust, zum Fagott zu greifen, ist das perfekte Einstiegsalter.

 

Welche körperlichen Voraussetzungen sind von Vorteil?
Beim Fagott sollte man gern Spinat essen und stark wie Popeye sein! (lacht) – Ok, das war ein Witz! Man braucht keine besonderen körperlichen Vorzüge.
Ein charmantes Lächeln wäre aber von Vorteil. Gern auch, wenn gerade vorn alle Milchzähne ausgefallen sind! Da wir die Lippen einrollen, klappt’s auch gut ohne Vorderzähne.

 

Gibt es weitere Kosten außer dem Instrument?
Unsere Mundstücke, die Fagottrohre, sind ein Verschleißteil. Ich will jetzt nicht sagen, dass ein fleißiger Spieler schneller neue braucht als ein fauler. Denn das klingt dann so, als ob fleißig Fagott spielen das Sparschwein leert.
Also pssst, nicht weitersagen, das stimmt nämlich! Dafür macht Musikmachen glücklich!

 

Wie aufwendig ist die Wartung?
Die Fagottrohre nehmen nach einigen Wochen oder Monaten – je nachdem, wie viel man eben drauf spielt (psssst!) – den Weg in Richtung ewige Jagdgründe.
Das Fagott selbst ist sehr pflegeleicht. Es wird nach jedem Gebrauch fein sauber und trocken gewischt und danach lässt man das Etui offen an der Luft stehen.
Mein Lehrer von den Wiener Philharmonikern bläst ein Fagott aus den 1930er Jahren. Es spielt heute noch wunderbar.

 

Wie wird das Instrument transportiert?
Am besten in einem Fagott-Rucksack oder Gigbag. Kauft man ein Fagott in einem schweren Kasten, gibt es diese günstig extra zu erwerben.
Für kleine Spieler bietet sich der Fagottkuli Mama an oder man funktioniert ein Einkaufswagerl zum Nachziehen um. Wobei die erste Variante von jungen Musikanten in der Regel bevorzugt wird…

 

Kann man sich das Instrument selbst beibringen?
Wahrscheinlich schon. Der Ausgang des Experiments ist allerdings ungewiss. Das wäre ein bisschen wie im Chemielabor in der Schule. Man weiß nie, wann’s explodiert – und ob danach alles schwarz ist!?
Persönlich kenne ich niemanden, der gut spielt und dieses Abenteuer versucht hat. Aber wer weiß, vielleicht gibt es so jemanden?

 

Wie kann man üben, ohne andere zu stören?
Indem man versucht, selbst der netteste Nachbar aller Zeiten zu sein. Das wirkt sich erstaunlich gut auf die akustischen Verhältnisse im Haus aus.
Wir bringen jedes Jahr am 1.1. neue ‚Ohrenschützer‘ in Form großer Sektflaschen plus Konfekt (ohne Strychnin!!) zu unseren Nachbarn. Die scheinen gut zu wirken.
Denn sollten wir mal ausnahmsweise nicht musizieren, fragen uns die Nachbarn auf der Stiege, ob wir krank sind und eh alles in Ordnung ist!?

 

Welche unterschiedlichen Spieltechniken gibt es?
Ich habe ein Stück für verkehrt gehaltenes Fagott geschrieben. Für ein wenig übendes Teenager-Duo. (lacht)
Des Weiteren können wir Töne wie Außerirdische erzeugen, ich nenne sie gerne ‚Kratztöne‘, da sie ein wenig nach Rauschen in der Milchstraße klingen. Die seriöse Literatur spricht von ‚Multiphonics‘. Dabei nimmt man reguläre Griffe und verhunzt sie – ich meine… man gestaltet sie absichtsvoll um. (lacht)

 

Was sind beliebte Stücke für das erste Vorspiel?
„Für Elise.“ (lacht) – Ok, das war ein Witz!
Am Fagott gibt es wenige bekannte Schlager, es gibt allerdings hübsche kleine Stückchen, wenn man sich etwas umsieht.
Weil ich für meine eigenen Schüler kaum geeignete Literatur vorfand, begann ich selbst Stücke zu schreiben und schöne Originalstücke zusammenzutragen. Davon haben sich – sehr zu meinem Erstaunen – tatsächlich einige zu Klassikern entwickelt.

 

Welche Funktion erfüllt das Instrument in Ensembles?
Ich finde, das Fagott gibt der Musik eine schöne Tiefe – wörtlich und im übertragenen Sinn. Eben weil der Ton so wunderbar warm und samtig ist. Egal in welcher Formation.
Aber das ist bestimmt eine persönlich gefärbte Sichtweise…

 

Wie kann man mit anderen gemeinsam musizieren?
Wir sind überall! Das Fagott ist ursprünglich fest verankert im Orchesterverband und zusammen mit zahmer Kammermusik eine rein klassische Angelegenheit. Heute gibt’s uns auch in Bands, Spielmusiken und Tango Combos.
Es ist ein bissl wie mit Beton:„Es kommt drauf an, was der Mensch draus macht!“ (lacht)

 

Gibt es Klischees zum Instrument und seinen Spielern?
Fagottspieler sind normalerweise sehr entspannte und nette Leute. Ich erinnere mich, wie der Orchesterleiter des Kinder- und Jugendblasorchesters der Musikschule Wien regelmäßig mahnte, dass die Fagotte etwas zu gesprächige Leute wären…
Ich habe den Eindruck, dass es unter Fagottisten unverhältnismäßig viele humorvolle, lustige und kreative Köpfe gibt. Die Spieler sind wohl so bunt und zauberhaft wie die Klangfarben unseres Instrumentes.

 

Bitte lies HIER das ganze Interview.
Herzlichen Dank an das wundervolle Team bei Stretta Music Journal!

 

 

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