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Worte sind wie Zahnpasta

Kürzlich las ich den Bericht einer Outdoor Abenteuertrainerin für Teenager. Teil der Camps ist, abends zusammen am Lagerfeuer zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen, jeder ist eingeladen, seine persönliche Erfahrung zu teilen.

Eines Abends erzählte eines der Kinder, daß ihre Zeltgenossin etwas gesagt hatte, das sie echt belastete. Es war nur ein kleiner Zusatz, der für sie aber sehr schmerzlich war.
Die Trainerin lief zu ihrem Zelt und kam mit einer Zahnpasta in der Hand zurück. Sie drückte auf die Tube, etwas Zahnpasta lief heraus und sie zeigte, daß es nahezu unmöglich war, die Paste zurück in die Tube zu kriegen.

Sie wiederholte das Ganze, drückte diesmal aber fester und länger, sodaß noch mehr Zahnpasta herauskam. Je mehr sie herausdrückte, desto unmöglicher schien es, den Vorgang rückgängig zu machen.

Die Trainerin zeigte damit vor, wie wichtig es ist, seine Worte bedacht zu wählen. Sind sie einmal draußen, wird es schwer, sie zurückzunehmen.

Diese Anekdote spiegelt eine tiefe menschliche Wahrheit wider.
Worte sind wie Blumen. Sie können wunderschön, herrlich bunt und frisch duftend sein.
Oder welk, faulig und stinkig.

Ein altes Sprichwort sagt: „Achte drauf, daß deine Worte weich und süß sind – für den Fall, daß Du sie selbst essen mußt.“
Mir kommt vor, das ist im Grunde, was die Hindus als Karma bezeichnen…

Hier drei Ideen für eine zahnpastafreie Kommunikation:

1.) Beiß Dir auf die Zunge.
Manchmal agieren Leute aggressiv und so, daß es uns echt gegen den Strich geht – das verleitet dazu, zu reagieren.
Vorschnelle Verteidigung oder der Versuch von Schlagfertigkeit sind allerdings keine guten Begleiter.
Die Emotionen werden irgendwann zu kochen aufhören. Warte, bis es nicht mehr brodelt.
Dann ist der Zeitpunkt für eine Antwort gekommen. Vorher nicht (so schwer das ist!).

2.) Besser ist besser.
Es gibt gute und noch bessere Worte.
Wähle die besseren als Dein Grundvokabular.
Bessere Worte sind eleganter, sorgsamer, herzlicher und wahrheitsgetreuer.

3.) Schweigen ist Gold.
In Zeiten der sozialen Medien tratscht jeder überall. Die Welt benötigt aber erstaunlicherweise nicht immerzu und auch nicht überall unsere Kommentare zu – oder was ich gerne als „Textinkontinenz“ bezeichne.

Auch über andere Herziehen und Messer in Rücken stechen wird erstaunlich wenig gebraucht – auch wenn diese als normal gelten oder sog. soziale Plattformen legitimisieren.
Dinge privat, anständig und wohlwollend zu halten, ist, so denke ich, was sozial im Kern bedeutet.

Danke, daß Du diese Zeilen liest, ich wink Dir fröhlich zu!
Hab ein wunderschönes 2023,
herzlichst,
Anselma

 

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