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Waschmaschinen Ritt

Wir brauchten eine neue Waschmaschine. Auf die Räder und los. Wir fanden ein hübsches Modell und wanderten zur Kasse. Dort erzählte uns die freundliche Kassierin, daß es momentan keine Zustellung gibt – Personalmangel! Zustellung gibts erst in 6-8 Wochen wieder.
Hm. Nachdem wir kein Auto haben, war das jetzt ein Problem.

Da standen wir nun mit einer brandneuen Waschmaschine aber ohne Möglichkeit, sie nach Hause zu karren.
Wie wärs mit einem Taxi? Tolle Idee. Nur das Schöne am Leben auf dem Land ist, dort gibt es Fuchs und Hase und ab und zu ein Reh. Aber kein Taxi.

 

Wir standen noch immer an der Kasse mit gerunzelter Stirn und ohne Tau, wie wir den glänzenden Metallquader bewegen sollten. Leute wurden unruhig in der immer länger werdenden Schlange hinter uns, wir hielten den Betrieb auf.
Ja zum Kuckuck, sollten wir das Ding denn überhaupt kaufen, wenn diese Vollkoffer nicht liefern? Oder besser gleich wieder zurückgeben??

Ich spürte die verärgerten Blicke im Rücken, als würden zehn hungrige Haie hinter mir warten und auf Beute lauern. Auf einmal kam ein Mann aus der Schlange herüber und sagte: „Ich hab meinen Pick-up da, ich kann Euch die Maschine transportieren. Wohnt ihr weit weg?“

Der Mann hatte ein freundliches Gesicht und 3 Minuten später war die Maschine auf seiner Ladefläche festgezurrt. Er kannte unsere Straße nicht, daher vereinbarten wir, daß wir uns an einer Kreuzung treffen. Er nimmt das Auto, wir die Räder. Die letzten Meter würden wir gemeinsam fahren.

Und weg war er.

 

Mein Herz stolperte. Haben wir grad wirklich eine brandneue Waschmaschine in die Hände eines völlig fremden Mannes gegeben und – sehen nur mehr die Rücklichter? Wir kannten seinen Namen nicht, hatten keine Telefonnummer, wir hatten nicht mal die Autonummer…

Ich drehte mich zu meinem Mann und sagte: „Kneif mich mal. Wir haben jetzt nicht in ECHT diesem Typ eine Waschmaschine gekauft, oder?“
Ein leichter Schock befiel mich bei dieser Realisation.

Wir radelten so flott es ging zu der besagten Kreuzung und der Pick-up glänzte im Sonnenlicht, als wir ankamen. Einige Minuten später luden wir das würfelige Ungetüm ab und der Mann half uns, sie an ihren angestammten Platz zu schleppen.

Ich kramte meine Brieftasche raus und fragte ihn, was ich ihm zahlen darf. Er lächelte und sagte: „Gib was Du geben willst den Armen. Bitte mach das. Ich hab genug. Und wenn ihr mal in unseren Ort kommt, wir sind die, die Christbaumbeleuchtung verkaufen. Ihr seid immer mehr als willkommen bei uns.“

 

Ich war voll berührt.
Es gibt gute Leute – überall. Manchmal vergessen wir das.
Wenn wir versuchen, selbst diese guten Leute zu sein, wird unsere Welt ein riesen Stück besser.
Stell Dir vor, DU bist die Person, die anderen Hilfe anbietet. Wie fühlt sich das an?

 

Herzlichst,
Anselma

 

 

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