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Zwei Tage der Woche

Jede Woche gibt es zwei Tage, über die man sich keine Sorgen machen sollte, sagte Robert J. Burdette. Zwei Tage, die vom Teller gehören.
Nein, er meinte nicht das Wochenende!?

Der erste Tag ist Gestern.
An diesem Tag haben wir sicher etwas falsch gemacht. Was falsch formuliert oder was vergessen. Gestern ist eine unerschöpfliche Quelle des „Das-hätt-ich-besser-machen-sollen“. Aber egal, wie sehr wir uns mit diesen Gedanken foltern, Gestern bleibt immer gleich.
Gestern ist schon vorbei und kehrt niemals wieder.
Kein Geld der Welt bringt uns Gestern zurück.

Als ich das gelesen habe, dacht ich: Wie oft häng ich in was Vergangenem? Wie viel Zeit an einem Tag verbringe ich in meinem Kopf, an dem Ort, wo Gestern gespeichert ist?
Wenn wir ganz aufmerksam werden, bemerken wir, daß wir wohl recht oft abwesend sind. Gestern verschluckt unsere Präsenz.

Schade um den geistigen Aufwand. Der verpufft, denn Gestern ist vorbei. Futsch!
Über Gestern nachzudenken hat einen Sinn, sofern man dort nach den „Ewigkeitswerten“ sucht. Hat man diese erspäht, wars das. Dann gibts dort nix Konstruktives mehr zu erwarten.

 

Der zweite Tag, über den man nicht grübeln sollte, so Burdette, ist – Du hast es erraten – Morgen. Morgen ist beladen mit großen Erwartungen und gleichzeitig mit Ängsten, was zu versemmeln.
Wir könnten versagen, andere enttäuschen. „Muurgen hab ich andere Suurgen.“ heißts in der Fledermaus. Und da ist nicht nur im Schmäh was dran.

Künstler verstehen das ganz besonders gut, denn jede neue Vorstellung, jeder neue Auftritt kann daneben gehen. Wir möchten andere auf eine Erlebnisreise mitnehmen mit unserer Kunst. Wir möchten sie einen Moment verzaubern und machen, daß sie alles Schwere vergessen und einfach nur lauschen.

Oft gelingt das auch. Aber manchmal eben nicht. Einfach weil wir mit eigenen Troubles beschäftigt sind, nicht ganz gesund sind, andere Leute oder negative Umstände uns ablenken, aus irgendeinem Grund unsere Leistung gemindert ist.

 

An Morgen zu denken macht uns verletzlich. Jemand, der das immerzu macht, läuft Gefahr, so viel Angst zu bekommen, daß er kaum mehr das Haus verlassen möchte.
Auch Morgen verschluckt unsere Präsenz. Stiehlt unsere Lebenskraft, die wir anderwärtig zum Guten einsetzen könnten.

Es bleibt uns letztlich nur ein Tag, der es verdient hat, unsere volle Aufmerksamkeit zu bekommen, und das ist Heute.

Jeder kann sich den Schwierigkeiten stellen, die nur ein Tag mit sich bringt. Nur wenn wir, Du und ich, die Last dieser zwei ewig grausamen Giganten – Gestern und Heute – auf uns nehmen, haben wir Mühe, nicht einzuknicken.

Burdette sagt:
„Es ist nicht das Heute, das Menschen verrückt macht. Es ist das Bereuen und die Bitterkeit gegenüber etwas, das Gestern geschah und der Schauder über etwas, das erst Morgen passieren wird.“

Was für eine kluge Einsicht! Kann man sich zu Herzen nehmen…
Alles Gute für Dich,
herzlichst,
Anselma

 

p.s. Schon gewußt? Alle Werke, die bei Anselma Music verlegt sind, sind aufführungsrechtlich freigegeben und dürfen OHNE Unkosten und Papierkram aufgeführt werden. Ohne irgendwo registrieren, ohne komische Abgaben, ohne Kulturpolizei – wir freuen uns, wenn Du unsere Stücke und Arrangements spielst, dafür sind sie gedacht!

Wir haben uns bewußt nicht bei der AKM angemeldet, um das Aufführen unserer Werke leicht und unkompliziert für Dich zu machen.
Vielen Dank, daß Du unsere Hefte im Original kaufst, nicht kopierst. Das hilft uns, diese Arbeit auch morgen noch machen zu können!

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Schmuckstück des Herzens

Glücklichsein scheint mir Ähnlichkeiten mit einem wilden Tier zu haben. Wir suchen danach im Dschungel des Lebens, die Reise ist ein rechtes Abenteuer und wir kommen mitunter an durchaus unerwartete Orte.
Sobald wir das Glück festhalten wollen, flutscht es davon und entkommt uns wieder.

Glück erleben zu wollen, ist, denk ich, der kleinste gemeinsame Nenner. Wir alle genießen des Glücks Gegenwart, sie gibt uns Sinn und Stärke.
Wie dieses Glück allerdings zustande kommt, das sieht bei jedem anders aus, es ist subjektiv.

 

 

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Die Glühbirne

Thomas Alva Edison arbeitete eine ganze Weile an der Erfindung der Glühbirne. Eines Tages, als ein neuer Prototyp fertig war, rief er einen jungen Lehrburschen. Dieser sollte das gute Stück ins Labor zu weiteren Testzwecken bringen.

Der Lehrling war so nervös, daß seine Hände zitterten und zack, fiel die Birne runter und zerbarst in tausend Stücke. Der Prototyp war dahin.
Edison setzte sich gleich dran, um an einem neuen Exemplar zu arbeiten. Als es bereit für die Testphase im Labor war, rief er den selben Lehrburschen für den Transport.

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Wer Du bist

In einem fernen Land im Orient gab es einst einen König, der eine militärische Spezialeinheit unterhielt. Sie bestand aus einer Brigade berittener Elefanten. Als der führende Leitelefant zu alt für den Einsatz im Kampf wurde, ließ man ihn frei, um seinen Lebensabend unbehelligt im Dschungel zu erleben.

Eines Tages rutschte der Elefant beim Trinken am Flußufer zu weit in den Matsch und steckte fest. Er konnte seinen Fuß nicht mehr herausbewegen. Mit der Elefantentrompete rief er um Hilfe und die Diener des Königs eilten herbei, um nach ihm zu sehen. Keiner von ihnen konnte den Fuß des mächtigen Tieres bewegen.

Der König ließ einen seiner Weisen kommen und befragte ihn, wie man den Elefanten aus seiner misslichen Lage befreien könnte. Der alte Mann überlegte einen Moment und sagte dann: „Rührt die Marschtrommel!“

Die Armee wurde bestellt und man tat wie befohlen, rührte die Marschtrommel.

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Von Brücken und Lehrmeistern

Vor ein paar Tagen fiel mir auf, daß es zwei Arten von Danke gibt.
Eine Art besteht aus Handeln, die andere aus Sprechen. Aber schön der Reihe nach!

Wer jemand findet, der einen gut anleitet, ist ein Glückspilz.
Ein Mentor ist jemand, der sich auf einem höheren Level befindet, mehr versteht und mehr Überblick hat und der so nett ist, sein Wissen mit Dir zu teilen.
So jemand macht sich die Mühe und nimmt sich Zeit, Dir zu zeigen, wie Dus besser machen kannst und Dich klüger anstellst.

Jeder von uns hat schon mal einen Mentor erlebt – in dem einen oder anderen Lebensbereich. Ein Mentor kann jemand sein, der sehr liebenswert ist und den wir uns als Vorbild nehmen. So wer hilft uns, die richtigen Werte und Eigenschaften zu finden, um einen guten Charakter zu bilden.

Oder wir erleben jemand, der eine tolle Fertigkeit hat. Er wird unser Mentor, wenn er (oder sie) uns in das entsprechende Handwerk einweiht.

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Die schwarzen Punkte

Der Professor betrat den Raum und verteilte den Test. Er zeigte ein weißes Blatt Papier mit einem kleinen schwarzen Punkt in der Mitte. Seine Schüler sollten darüber schreiben, was sie sahen.

Alle schrieben das selbe: über den kleinen schwarzen Punkt.

Kein einziger schrieb über den weißen Teil der Seite und was man mit ihm anstellen kann.
Kein einziger schrieb über die Freiheit, die der leere Raum gibt und die Kreativität, die man drauf fliegen lassen konnte.

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Hunde Weisheit

Dale Carnegie erzählt, daß Hunde Großmeister einer Disziplin sind: Sie haben die Kunst, Freunde zu gewinnen perfektioniert.

Du kannst viele Meter entfernt sein und schon gehts los mit Schwanz wedeln. Ohne Worte sagt Dir der Hund, daß es total toll ist, daß Du da bist. Gehst Du jetzt hin und kraulst Du ihn hinter den Ohren, zeigt er unverbrämt seine Begeisterung, hüpft auf und ab und ist einfach happy.

Was tut der Hund?
Er ist an Leuten interessiert und zeigt das.
Nicht schleimig, nicht berechnend, einfach nur offen und natürlich.

 

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Nur das EINE Projekt

Wenns Dir ein bissl so geht wie mir, hast Du eine recht gewaltige Menge an Interessen.
Und das erzeugt… nunja, Unannehmlichkeiten. Ziemlich große sogar. Wie das?
Laß mich das ein wenig ausführen.

Da wäre einmal das berufliche Leben. Das sieht bei jedem anders aus und bringt für jeden andere Aufgaben und Dinge, auf die man hinlebt. Bei einem Fagottisten wären das beispielsweise: Konzerte, Unterricht, üben, Rohre bauen, neue Noten suchen (hoffentlich auf AnselmaMusic.com!), gut auf Schüler und Studenten schauen und einen lebendigen Kontakt zu anderen Musikern pflegen.

 

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Pinocchio, die Horrorpuppe

Eine der interessantesten Geschichten, die ich jemals gelesen hab, ist Die Abenteuer von Pinocchio im Original von Carlo Collodi aus dem Jahr 1881. Dieses Buch basiert auf einem alten Toskanischen Märchen. Die Weite und Tiefe dieser Geschichte ist weitgehend unbekannt, da sie in der Disney Version ausgespart wurde.
Jeder kennt Pinocchios Wahrheit verratende Nase. Weit spannender als diese ist der verblüffende Kern der Story.

Pinocchio ist eine Holzpuppe, die in den Händen eines Schreiners names Gepetto entsteht. Dieser Meister seines Fachs bastelt die kleine Puppe mit Geschick und Hingabe zusammen und tritt damit in die Stapfen der Kunst, burattinos (italienisch für Handpuppe) zu schöpfen. Seit Jahrhunderten wird diese Tradition in Norditalien gepflegt und ist eine eigene Sparte, die Schnitzen, Meißeln, Sägen und Knüpfen beinhaltet.

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Das Ungelebte Leben

Michael Endes „Unvollendete Geschichte“ ist eines der fünf Bücher, die ich auf die Insel mitnehmen würde. Meine Leidenschaft für diese Story war schon früher einmal Gast hier in dieser Kolumne.

Dieses Epos ist ein Prisma vielfarbener Erzählniveaus, eine Geschichte verwoben in einer Geschichte in einer Geschichte. Die Reise beginnt in einem antiquarischen Buchladen und kehrt am Ende dorthin zurück. Zwischen den Buchdeckeln entfaltet der geniale Schriftsteller kunstvoll tiefe Wahrheiten vor unseren Augen über das menschliche Dasein und über das Leben selbst.

Kernidee dieser Geschichte ist einer von jenen Fäden, die ich immer wieder aufnehmen möchte, die nie ganz aus meinem Kopf verschinden.
Im Zentrum der Saga gibt es eine fundamentale Gefahr, das Nichts droht Phantasia und die Kindliche Kaiserin auszulöschen und zu verschlingen.

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