Vor Kurzem hatte ich die Gelegenheit, etwas darüber in Erfahrung zu bringen, wie man mit Leuten umgeht, die einen stressen.
Es ist nur zu einfach, sich zu denken, der andere ist halt ein Trottel (auf gut Österreichisch!) und hat das Falsche gesagt oder getan. Wir alle denken so etwas von Zeit zu Zeit.
Mir sind bisher zwei Arten untergekommen, mit Personen umzugehen, die einen stressen.
Wir fühlen uns verletzt als Reaktion auf jemand anderen.
1.) Nun erzählen wir uns selbst, daß wir NIE, NIE, NIE so sein würden wie dieser jemand.
Problem dabei: Wir alle teilen das selbe Menschsein und manchmal versagen auch wir. Fehlbarkeit ist des Menschen Los.
Daß wir niemals, nie, nie, nie – in einer Million Jahre auch nur eine Sekunde – so sein würden, ist womöglich eine Lüge. Irgendwann mag der Tag kommen, wo wir auch mal extrem daneben langen. Sich selbst Lügen zu erzählen bringt einen nicht weiter.
Wir fühlen uns verletzt als Reaktion auf jemand anderen.
2.) Nun fangen wir an, uns selbst für alles die Schuld zu geben.
Wir fühlen uns schlecht und überanalysieren, was wir nur verkehrt gemacht haben. Wir können nicht aufhören, uns selbst für alles verantwortlich zu machen und daran zu denken, wie wir anders – besser, gescheiter, liebevoller und schlagfertiger – hätten agieren sollen.
In meinem Fall kommt dann noch dazu, daß ich routinemäßig denke, daß ich mich weniger peinlich hätte verhalten sollen und ich schaffe es spielend, mir über 20+ Jahre alte Hüte Vorwürfe zu machen.
Auch nicht die allerbeste Reaktion auf Streß…
Was sich als hilfreich erwiesen hat in so einer Situation ist, sich als Lehrling zu sehen.
Das menschliche Miteinander ist komplex und häufig seltsam und undurchschaubar. Es mit Staunen und Interesse zu betrachten, wie es eben ein Neuling sehen würde, hilft, schwierige Momente erträglicher zu machen.
Es rückt diese etwas weiter weg, macht, daß wir sie mehr von außen als von innen wahrnehmen. Probleme tendieren dazu, uns aufzufressen. Sie kommen nicht nur nahe, sie gehen auch unter die Haut oder verschlucken uns.
Wir können Leute und Situationen, die Streß erzeugen, besser außen vor lassen, wenn wir uns an Folgendes erinnern:
Das Ganze hier ist nicht einfach, aber ich gebe immer mein Bestes, um herauszufinden, wie ich mich durch das Dickicht des Menschseins schlage und es Schritt für Schritt meistere.
Übrigens ist mir aufgefallen, daß Menschen, die gerne lernen, auch hervorragende Lehrer sind ;o)
Herzlichst,
Anselma
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