Wie wäre es, am Montag, den 1. Shakespeare geboren zu sein?
Oder den Hochzeitstag am Samstag, 20. Aristoteles zu feiern?
Wunderschöne Daten – aber doch etwas exotisch für unsere Ohren. Nicht so für die des Franzosen Auguste Comte, der 1849 mit dem „Positivisten Kalender“ daherkam.
Er nahm das gregorianische Modell und gestaltete es etwas um. Zu den 13 Monaten à 28 Tage addierte er einen Ehrentag für die Toten am Ende des Jahres, der keinem Wochentag zugeordnet wird. Auf diese Weise beginnt jeder Monat mit einem Montag. In einem Schaltjahr wird ein zweiter Extratag angefügt, quasi als 32. Dezember, der den weiblichen Heiligen gewidmet ist.
Comte legte als Jahr 1 das „Jahr der großen Krise“ fest, also das Jahr der französischen Revolution, 1789.
Was für eine überaus spannende Idee! Mir gefällt unheimlich, daß dieses Kalendermodell komplett um das Leben bedeutender Persönlichkeiten kreist.
Wir sind das nicht gewohnt. März ist keine Person – und November auch nicht.
Comtes Monate sind nach Personen benannt, die für ihre Geisteshaltung, Taten oder Werke für die Menschheit bekannt wurden wie Homer, Apostel Paulus, Gutenberg, Dante oder Descartes. Alles Leute, die es wert sind, immerfort in unserem Alltag aufzuscheinen, um für uns ein Vorbild abzugeben und uns zu erinnern, wie wichtig es ist, einer Vision zu folgen.
Hier war aber noch nicht Schluß. Comte gings nicht nur um „die Reichen und Schönen“ – sondern auch um die ganz gewöhnlichen Leute. Um Menschen, die weder Bildung noch Privilegien hatten – dafür aber Mut und einen Sinn für Gerechtigkeit, für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Das gemeine Volk wehrte sich gegen die Unterdrückung der opportunistischen Monarchie der Bourbonen und waren somit Helden auf ihre Art.
So fanden nicht nur große Männer und Frauen aller möglichen Nationen ihren Weg in diese Kalenderzählung, was allein schon revolutionär zu dieser Zeit war. Auch die ganz normalen, die „kleinen Leute“ wurden durch die Festsetzung des Jahres 1 geehrt.
Ich persönlich würde so einen Kalender unheimlich gern benutzen.
An solche tollen Menschen erinnert zu werden, kann nie schaden!
Stell Dir vor, es gäbe einen Monat, der nach Dir benannt wäre.
Nicht, um Dein enorm kostbares Ego aufzuwerten…
Sondern einfach weil Du als ganz gewöhnliche Person Dein Licht so hell scheinen läßt, daß es anderen den Tag erhellt. Und das selbst noch, nach Deiner Zeit.
Was würdest Du an Deinem Leben ändern, um so eine Person zu werden?
Würdest Du anders handeln? Wo und wie?
Und wofür würdest Du stehen wollen?
Ich wünsch Dir einen wunderschönen Sommer mit ganz viel Zeit – um ordentlich auszuspannen und vielleicht über solche Ideen zu sinnieren.
Herzlichst,
Anselma