Veröffentlicht am

Übung macht den – was?

Wir üben immerzu irgendwas. Die ganze Zeit, da wir Gewohnheitstierchen sind.
Gepflogenheiten sind das vielleicht wichtigste Element, wenns darum geht, unseren Charakter zu formen.
Reden können wir viel, den ganzen Tag lang, über dieses oder jenes. Aber nichts spricht lauter, als was wir faktisch tun – vor allem wenn uns keiner zuschaut.

Es gibt eine interessante Studie von Stats Inc. über die Leistung von Baseballspielern. Dabei stellte sich heraus, daß ihre Erfolgsquote beim Batting in der kritischen Phase eines Spiels und unter steigendem Druck im Durchschnitt um 13% nachläßt.

Mit anderen Worten: selbst durchtrainierte Leute mit oft lebenslangem Einsatz in ihrem Fachgebiet und starken mentalen Fertigkeiten haben Probleme damit, unter erhöhtem Druck zu bestehen.
Sie stolpern dann zwar nicht über ihre Füße und verlieren 90% ihres Könnens – wie es uns als untrainierten Spielern gehen würde, die auf reines Glück angewiesen sind, um Erfolg zu haben. Sie verlieren nur 13%.
Grund dafür ist, daß sie dahinter sind, gut zu werden, wenn keine Journalisten zusehen und keine Kameras auf sie gerichtet sind.

 

Sportler faszinieren mich, weil sie mit dem Training unbeirrt weitermachen und sich kontinuierlich großem Streß aussetzen obwohl – oder vielleicht weil? – sie wissen, wenns „um die Wurscht“ geht, gibts keine 100%.
Das Wichtigste ist wohl, daß sie dabei lernen, sich selbst zu besiegen. Und ebenso die Versagensängste und die Stimme im Inneren, die sagt: „Du Niete!“.

Spannend finde ich auch, daß so viele berühmte Athleten offen bekennen, daß ihnen das Trainieren selbst nicht gefällt, einfach, weils so hart ist.
Aber die Vision, irgendwann zu den Besten zu gehören, läßt sie immer weitermachen. Sie haben den Fokus drauf gerichtet, stolz zu sein, wenn etwas gelingt. Und das motiviert, die Grenzen auszuweiten und famos in ihrem Fach zu werden.

Ist es also Talent, das uns zu großartigen Menschen macht?
Ist es Glück, das uns Erfolg bringt?
Ich würde sagen: Unsere Gewohnheiten tun das.

Egal, was wir tun, sobald wir es gewohnheitsmäßig tun, üben wir dieses Verhalten und es wird uns formen.
Die Frage ist: Was üben wir?
Ausreden erfinden, um das, was wir tun sollten, nicht zu erledigen?
Nun, dann werden wir famose Ausredenerfinder.
Oder üben wir auf dem Sofa sitzen und Chips futtern?
Dann werden wir ohne Zweifel famose Couch Potatoes.

Unsere Gepflogenheiten sind im Grunde das Schicksal, das wir für uns selbst bahnen.
Das klingt überzogen. Und vielleicht ist es das auch.

Aber überleg mal. Verlangen wir von uns selbst Erstklassigkeit hinter verschlossenen Türen und wenn keiner uns zuschaut, stellen wir unser Leben auf Erfolgskurs für die Momente, wos eng wird.
Und manchmal wirds eng. Das Leben ist keine Konstante. Und manchmal verdammt schwer zu navigieren.

Die eigenen Gewohnheiten in stabilen Zeiten interessiert zu betrachten, ist glaub ich ein wichtiger Schlüssel, wenn wir ein gutes, sinnerfülltes Dasein leben möchten.
Denn, wir üben immer etwas.
Was übst Du?

Herzlichst,
Anselma

p.s. Als ich beim Opernsommer Wien Don Giovanni gespielt hab, überlegte ich, wie die Mandolinen Arie wohl am Fagott klingt.
HIER eine kleine sportliche Etude. Als Geschenk für Dich, damits Dir auch im Sommer nicht fad wird…