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Kleiner Eichbaum

In unsicheren Zeiten tendieren wir dazu, uns Sorgen zu machen. Wir sorgen uns um die Zukunft und wie alles weitergeht. Wir sorgen uns, wie und was andere entscheiden werden. Wir sorgen uns um die Finanzen und wir versuchen uns vor Schaden, der uns möglicherweise treffen könnte, zu schützen, wenn Dinge unerwartet schief laufen.

Welche Schätze bringt es, wenn wir uns Sorgen machen?
Da ich Weltmeister im Sorgenmachen bin, hatte ich immer viel Anlass, über diese Frage zu meditieren. Welche Schätze bringt es, wenn ich mir Sorgen mache?

Als Antwort fielen mir zwei Dinge ein:
1.) Ich trainiere meine Fantasie – weil ich Geister sehe, wo gar keine sind :o)
2.) Ich erstelle einen Horrorfilm in meinem Kopf und versuche, mit dem gerade geschöpften Horrorfilm umzugehen.

Die Schätze sind also, daß ich ein Geisterseher werde und jemand, der Lösungen für Probleme sucht, die zu 99% niemals eintreffen.
Ist das nützlich?
Äääh… vielleicht für Geister oder mein Ego, das sich dann sagen kann, wie lösungsorientiert es doch ist.

 

An dieser Stelle möchte ich Dir vom kleinen Eichbaum erzählen.
Der Kleine Eichbaum hat gerade sein erstes Blatt in die Sonne gestreckt, nachdem er aus der Eichel erwacht ist. Nicht weit entfernt erblickt er einen großen alten und sehr würdevollen Eichbaum.

Der kleine Eichbaum schaut zum großen alten Eichbaum rüber und denkt sich: „Wie, was?? Sooo groß muß ich werden?? Wie zum Kuckuck soll ich das bitte anstellen? Das schaff ich doch nie! Ich werde niemals so riesig werden!! Ich schaffe das niemals, so viele Blätter wachsen zu lassen. Es ist besser, ich gebe auf. Ich bin sowieso ein Versager.“

Der große alte Eichbaum ist nicht nur groß und alt. Er ist auch weise – und hat eine geheime Ader zum Psychologen. Er hört sich die Sorgen des kleinen Eichbaums an und erwidert: „Du Lieber, wie viel schaffst Du es, heute zu wachsen?“.

Der kleine Eichbaum neigt sein erstes Blatt und grübelt:
„Ich glaub, nur ein ganz winzig kleines Stück.“
„Wundervoll, dann mach genau das. Wachse heute ein ganz winzig kleines Stück. Und morgen machst Du dann das selbe – und übermorgen auch.“

Der kleine Eichbaum war sehr erleichtert, das zu hören und machte genau das. Er wuchs jeden Tag von da an nur ein ganz winzig kleines Stück. Und so wurde aus ihm ein wunderschöner, großer und würdevoller Baum, genau wie der große alte Eichbaum.

 

Ich hoffe, meine kleine Geschichte hier hat Dir gefallen.
Mir fällt auf, daß es sich so viel besser anfühlt, Geschichten über kleine Eichbäume zu erfinden als Geister und Lösungen für eingebildete Probleme zusammenzufantasieren ;o)

Alles Liebe, herzlichst,
Anselma

 

 

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