Eine der größten Herausforderungen, die wir Musizierende haben, ist der „Live-Faktor“.
Ich erinnere mich an Situationen auf der Bühne, wo ich mit Knien gezittert und mit Zähnen geklappert habe. Das Tremolo der anderen Art… ;o)
Natürlich gibt es „Einhörner“, Wundermenschen, die dafür geboren sind, auf der Bühne zu stehen. Die es lieben, von einem Publikum angestarrt zu werden.
Ich bewundere das! Aber offensichtlich gehöre ich nicht zu ihnen.
Mit großer Faszination habe ich kürzlich ein Buch über Zirkus Artisten gelesen. Die Seiltänzerin riskiert ihr Leben jeden Abend. Jeden Tag geht es um Leben und Tod, Tag ein, Tag aus.
Der Interviewer fragt sie, woher sie den Mut nimmt, da hinaufzusteigen und jeden Tag wieder diese gefährliche Linie entlangzuschreiten.
Ihre Antwort war so schön, daß ich sie mit Dir teilen möchte.
Sie sagte: „Ich konzentriere mich ganz auf den Ausdruck, nicht auf den Eindruck, den ich mache. Ausdruck ist alles. Hier geht es um den Ausdruck von Schönheit, Couragiertheit und Vertrauen. Ich sage zu mir: ausdrücken, nicht beeindrucken.“
Was für ein tolles Lebensmotto!
Es geht nie darum, jemand zu beeindrucken.
Manchmal denken wir das, manchmal sieht es so aus, als wäre das wichtig.
Ist es aber nicht.
Obwohl für gewöhnlich niemand stirbt, wenn wir öffentlich auftreten ;o) ist es eine gute Idee, den Scheinwerfer von uns selbst wegzulenken und uns ganz darauf zu konzentrieren, andere zu berühren. Das streift Druck von unseren Schultern und löst Streß.
„Verbringe Deine Zeit mit Menschen, die Dich glücklich machen. Nicht mit denen, die Du beeindrucken mußt, um ihnen zu gefallen.“
Wenn der Druck wegfällt, beeindrucken zu müssen, steht man einfach vor lauter netten Leuten, denen ein Zahntremolo nix ausmacht.
Und wenn es ihnen doch was ausmacht, packen wir besser unsere Sachen und spielen wo anders vor ;o)) Oder?
Wie fühlst Du Dich bei dem Gedanken, jemand beeindrucken zu müssen?
Welche Strategie hilft Dir auf der Bühne? (oder bist Du ein Einhorn?!)
Herzlichst,
Anselma
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