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Hürden, die uns höher springen lassen

Als ich klein war, war ich oft bei meiner Großmutter. Sie war sehr streng und ich mußte immerzu Bitte und Danke sagen. Und manchmal warf sie Dinge auf den Boden, um zu sehen, wie flott ich hinlaufen würde, um sie aufzuheben.
Sie wollte, daß ich gut abgerichtet – äh, pardon, erzogen – bin und daß ich ein guter Mensch werde.

Obwohl sie eine belesene Frau war, schätzte sie Kreativität über alles. Oft sagte sie zu mir: „Du bist vif und kannst aus Nichts was machen. Nutze das! Im Krieg haben wir nur aus Mehl und Wasser Kuchen gebacken. Du kannst das auch!“

Heute beschleicht mich der Verdacht, daß sie die Kreativität nicht so sehr in mir sah, wie sie sie sehen wollte. Aber sie wußte wohl, daß wir ein gewisses Selbstbild formen durch das, was wir oft gesagt kriegen. Und daß wir über dieses geformte Selbstbild zuweilen über uns selbst hinauswachsen.
Ich sollte wohl später mal kreativ werden und dafür legte sie sorgsam den Grundstein. Und nunja, ihr kleiner Schmäh hat funktioniert.

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