Man sagt: „Wer einmal Fahrrad fahren gelernt hat, kann es sein ganzes Leben.“
Damit wird normal gesagt, daß man was für’s Leben erreicht, wenn man sich gewissen Lernaufgaben gestellt hat. Hat man sich was ausgecheckt, kann einem das für den Rest des Lebens dienlich sein.
Hübsche Idee. Tatsächlich fehlt hier allerdings ein klitzekleines Detail.
Erinnerst Du Dich, WIE Du Fahrrad fahren gelernt hast?
In meinem Fall war das so:
Ich sah meine großen Brüder mit ihren super coolen großen Fahrrädern elegant und lautlos rumkurven und ich, doofe kleine Schwester, fuhr mit einem orangen Drahtgestell namens „Pony“ mit Stützrädern rum, was einen Höllenlärm machte und die ganze Straße erboste. Ich schämte mich für mein oranges Pony Fahrrad mit vier Rädern.
Also übte ich, mit einem großen Rad zu fahren, das noch viel zu hoch für mich war, einem rostigen roten Puch Radl (ohne „Pony“ Aufschrift drauf!).
Um es abzukürzen: ich war einige zeitlang mit Schrammen und Kratzern übersät, auch im Gesicht. – Aber ja, tatsächlich schaffte ich’s irgendwann, auf dem Ding oben zu bleiben.
War’s lustig, Fahrradfahren zu lernen? Nein.
War’s einfach? Nein.
Hat es sich gelohnt? – Ja total!!!
Ich war mega stolz, nun wie ein richtiger Erwachsener Radeln zu können (ohne Krach!).
Fahrradfahren üben hat einiges mit Musizierenlernen gemeinsam.
Es ist nicht einfach, manchmal mühsam.
Es braucht Willensanstrengung und eine Menge Übung und es können unterwegs Kratzer und Schrammen auftreten, weil wir Frustrationen, Enttäuschungen, manchmal auch Hilflosigkeit und Peinlichkeiten erleben.
Aber wenn wir dran bleiben, können wir echt stolz auf uns sein.
Wir sollten nie vergessen, wie ungemütlich und sogar schmerzhaft Lernen sein kann.
Wir sollten nie davon ausgehen, daß etwas lernen (z.B. Musikmachen) einfach ist – weil’s das faktisch nicht ist.
Meine Mutter lernte nie, Fahrrad zu fahren. Sie erinnert mich an Leute, die sagen „Oh, ich wollte immer Gitarre/Klavier/Fagott/Mandoline lernen – ABER … (bitte Ausrede eintragen)“
Es ist nie zu spät. Man kann heute beginnen.
Was Du auch lernst, erwarte immer daß ein gewisses Maß an Schmerz damit verbunden ist. Sei nicht ungeduldig, wenn andere etwas versuchen und auf die Nase fallen.
Lernen heißt Schrammen abkriegen. Macht ja nix ;o)
Was würdest Du heute gern lernen?
Herzlichst,
Anselma
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