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Konstruktive Kritik = Mist

Als ich vor vielen Jahren die Unibank drückte, wurden wir gelehrt, daß die beste Art, Kindern etwas beizubringen, die konstruktive Kritik wäre.
Im Wesentlichen ein Feedback, das aus „das war super“ und „AAAABER“ bestand.

Die Praxis des Unterrichtens zeigte mir aber in anschaulicher Weise, daß diese Vorgehensweise komplett verkehrt ist. Warum?

Meine Erfahrung ist, Kinder sind wie Ampeln – für Fußgänger. Grün oder rot.
Babys zum Beispiel, grünes Licht oder ROTES Licht. Sie lassen Dich wissen, wenn ihnen ungemütlich zu Mute ist. Egal wie sehr Du’s nicht wissen willst.

Was ihnen fehlt, ist das orange Licht in der Mitte, das reguläre Straßenampeln haben. Ich habe herausgefunden, daß das orange Licht mit der steigenden Selbstwahrnehmung ab ca. 15 Jahren erscheint. Also später.

 

Als ich kleine Fagöttleins nach dem Prinzip der konstruktiven Kritik zu unterrichten versuchte, spürte ich schnell, daß ich die Kinder total verwirrte. Ich gab ihnen ein grünes und ein rotes Licht in einem Satz!

Im Klartext: „Das war super“ bedeutet, grünes Licht, alles fein, „AAAABER“ bedeutet, aaah, rotes Licht, ich hab was falsch gemacht, ich bin in Gefahr, daß meine Lehrerin mich nicht mehr toll findet!

Also probierte ich was anderes aus.

Ich fand heraus: Was viel besser ist als konstruktive Kritik, ist Lob. Loben. Punkt. Kein AAABER.
Loben und sichergehen, daß man gut erklärt hat, wie man’s korrekt macht. Wenn die Schülerchens verstehen, korrigieren sie sich selbst – zumindest in einer Vielzahl der Fälle.

 

Soweit die Theorie. In der Praxis sieht man dann das interessante Phänomen, daß Schüler es manchmal nicht anders machen wollen.
Dann nehmen sich Kinder die Freiheit, trotzdem bei ihrem zu bleiben. Sie empfinden keine Notwendigkeit, etwas zu verändern. Egal, wie sehr man rumhampelt.

Ich glaube, es liegt ungeheure Stärke darin, warten zu können. Warten, bis es Zeit für das orange Licht ist. Ja, das ist herausfordernd für den Lehrer. Ich weiß! Aber probier es aus, nur zu loben. Deine Geduld wird sich auszahlen, weil Du einen kleinen Freund für’s Leben gewinnen wirst.

 

Lernen hat viel damit zu tun, daß man sich entspannt fühlt, daß man grünes Licht spürt. Es ist klug, rotes Licht bei Kleinen zu vermeiden. Sprich das Wort „AAABER“ und eine entsprechende Geisteshaltung.
Ich habe bemerkt, daß konstruktive Kritik unnötig ist – und häufig destruktiv.

 

Was waren Deine Erfahrungen mit „konstruktiver Kritik“ als Kind?
War diese konstruktiv?

Herzlichst,
Anselma

 

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